Trends und Themen
Nullwachstum – und die Welt geht unter?
von Laelia Kaderas
Prof. Altvater über Entwicklung, Wachstum und Kapital
Schon Aristoteles kannte jene Spirale, die über das Maß des Natürlichen und des Menschlichen hinaus weist. Warum Wachstum aber enden muss, erläutert Prof. em. Dr. Elmar Altvater, Politikwissenschaftler am Otto-Suhr-Institut FU Berlin, als Gastredner an der Carl von Ossietzky-Universität Oldenburg.
Als eine „echte“ Revolution bezeichnet er die industriell-fossile Revolution zu Beginn des 19. Jahrhunderts. Sie habe neue Formen des gesellschaftlichen Lebens hervorgebracht wie den Markt, eine Entkoppelung von Arbeit und Eigentum, wie die europäische Rationalität, wie Geld, Zinsen, Schulden.
Die Folge: Erzwingende Zuwächse, die letztlich eine Gesellschaft zerstören.
Altvater verweist auf eine Untersuchung von Wachstum seit dem Jahre Null. Das Ergebnis: In rund 1800 Jahren habe es ein Wachstum von höchstens 0,2 Prozent gegeben. Erst seit Beginn des 19. Jahrhunderts werden globale Wachstumsraten von 2,31 Prozent verzeichnet. Das bedeute, rechnet Altvater vor, „eine Verdoppelung des Pro-Kopf-Wohlstands alle 35 Jahre“.
Mit Wachstum kam der Wohlstand. Aber, so Altvater: „Mit Wohlstand entstand der Fetischismus des Wachstums.“
Für den Politikwissenschaftler heißt Zukunft deshalb: Den Gürtel enger schnallen. Schulden abschütteln. Energiesysteme, die sich aus endlichen Ressourcen speisen, öffnen. „Zurück und gleichzeitig nach vorn.“
Lesetipp von Prof. em. Dr. Elmar Altvater: Das Geld von Emile Zola